Feinsliebchen, du sollst mir ...   



"Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn! 

Du zertrittst dir die zarten Füßlein schön!"

"Wie sollte ich denn nicht barfuß gehen? 

Hab keine Schuh' ja anzuziehn."

"Feinsliebchen, willst du mein Eigen sein, 

so kaufe ich dir ein Paar Schühelein."

"Wie könnte ich denn Euer Eigen sein? 

Ich bin ein armes Mägdelein."

"Und bist du auch arm, so nehm ich dich doch – 

du hast ja die Ehr' und die Treue noch!"

"Die Ehr' und die Treue mir keiner nahm; 

ich bin wie ich von der Mutter kam."

"Und Ehr und Treu ist besser wie Geld! 

Ich nehm mir ein Weib, das mir gefällt!"

Was zog er aus seiner Tasche fein? 

Von blauer Seide sind's Strümpfelein.

Sie setzte sich nieder auf einen Stein 

und zog die Strümpfe an ihre Bein'.

Was zog er aus seiner Tasche dazu? 

Von blauem Leder ein Paar Schuh'.

Sie zog die Schühlein an den Fuß 

und dankte ihm gar sehr dazu.

Was zog er aus seiner Tasche fein? 

Mein Herz! Von Gold ein Ringelein!



(Trad./ Zuccalmaglio, 18. Jh.)

 

 Lassie Barefoot



"Fair lassie, you shouldn't walk barefoot! 

You will hurt and damage your tender little feet!"

"How am I supposed not to walk barefoot? 

I have no shoes to wear."

"Fair lassie, if you will be mine, 

I'll buy you a pair of fine little shoes!"

"How could I be yours? 

I am just a poor little maid."

"I'd take you, never mind if you are poor, 

since you still have your honour and faithfulness."

"Nobody took my honour and faithfulness! 

Just as my mother bore me, so I am still!"

"And honour and faithfulness are better than money!

I will marry a maid that I like!"

What did he take from his pocket?

It was stockings of blue silk.

She sat down on a stone

and put the stockings on her legs.

What else did he take from his pocket?

A pair of shoes of blue leather.

She put on the shoes on her feet

and thanked him very much for them.

What did he take from his pocket?

My heart! A little golden ring.



(Trad. 18th century/ adapt. Zuccalmaglio)

 



 >> CD "Hüt dich, schöns Blümelein!"





Noch so eine romantische Ehe aus Wort und Weise, die ursprünglich nicht zusammengehörten: Wilhelm von Zuccalmaglio entdeckte in Joseph Georg Meinerts Sammlung "Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens" (1817) folgenden Text:


 

Ay Annle! du so'st ni boeves gien, 

du wiest dir dai zoet Fißl' derfreän.

Ai wi sol ich ni boeves gien, 

wenn ich kae Schuh hor ôzezihn?

Ay, Annle! weillst mai aegen sayn, 

su kaef' ich dir Poer Schicherlain!

Wi keint' ich aier aegen sayn, 

ich bien a'n oemes Dienstmaederlain!

Onn wenn du a'n oemes Dienstmaederlai beist, 

wenn du dai Ehr' onn Trai' ock houst.

Mai Ehr' onn Trai' di hor ich nôch, 

wi mir se mai Voter gelôsse hôt.

Onn Ehr' onn Trai' ies besser wi Geld, 

ich nahm mir a Maedle, wos mir gefellt.

Se setzt sich nieder ouff de Bank, 

doß ihr dar blanke Gietel klang.

Wos zog ar aus dam Buosem raus? 

Vo gruner Said' a Poer Streimperlain.

Se setzt sich nieder ouff aenen Staen 

onn zog de Streimplen ouff ihre Baen'

Wos zog ar aus dam Buosem raus? 

Vo gruner Said' a Poer Schicherlain.

Si zog de Schihlen ouff ihren Fuß, 

onn har bot ihr sai Hand derzu.


Dazu wählte Zuccalmaglio eine Melodie, die er in den Volksliedaufzeichnungen der Dichterin Annette von Droste fand, verbunden mit der westfälischen Textvariante der Ballade vom Reitersmann, der die neckische Forderung seiner Umworbenen nach drei Rosen schließlich erfüllt, indem er ihr drei gemalte Rosen bringt.

Für den Fund des Originaltextes und der Originalmelodie bin ich dem Volksliedarchiv Freiburg und Barbara Boock sehr dankbar!
Inzwischen fand das Lied samt zahlreicher Text- und Melodie-Quellen Aufnahme im Online-Liederlexikon des Deutschen Volksliedarchivs!

Auch in Zuccalmaglios Volkslied-Anthologie (1840) schenkt, wie man oben liest, der Mann dem Feinsliebchen zunächst Strümpfe und Schuhe, bevor er das Ringelein herausrückt. Diese Strophen werden in fast allen jüngeren Liedersammlungen ignoriert, und so fiel auch ich auf eine gekürzte Version herein, wie meine Aufnahme auf der CD "Hüt dich, schöns Blümelein!" zeigt.


 



Another romantic marriage of lyrics and tune, originally not belonging together: The German folk song collector Wilhelm von Zuccalmaglio discovered the lyrics "Ay Annle" (as you find them above) in Joseph Georg Meinerts anthology "Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens" (1817).

For this, Zuccalmaglio chose a tune he found in the folksong notes of the German poetess Annette von Droste, originally coupled with the Westphalian ballad variant of the horseman who fullfills his courted girl's playfull demand for three roses (in winter) by bringing her painted ones.


I am very gratefull to the Volksliedarchiv Freiburg and Barbara Boock, who helped me find the original lyrics and tune! Meanwhile, the most important sources have been made available at the
Deutsches Volksliedarchiv's Online Liederlexikon!

Like in the original dialect lyrics on the left, the translated version in Zuccalmaglio's folksong anthology (1840) also tells that the man first gives the "Feinsliebchen" a pair of sockets and shoes before handing over the "Ringelein". Those verses are mostly being ignored by the editors of recent anthologies, and as my own recording of the song (on my CD "Hüt dich, schöns Blümelein!"
) shows, I fell for an abridged version, too.



                                       





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